Im Corona-Lockdown wurde es deutlich: Aufgrund geschlossener Schulen und Sporthallen kamen Sport und Bewegung gerade im Kinder- und Jugendbereich deutlich zu kurz. Doch wie groß sind die Defizite aktuell? Und wie lassen sie sich beheben? Fragen auf die unter dem Motto „Raus aus den Startlöchern: Kinder- und Jugendsport – jetzt geht´s los“ jüngst in einer Podiumsdiskussion eine Expertenrunde in der Aula des Schlosses auf Einladung von Stadtsportbund Münster (SSB) und dem Institut für Sportwissenschaft der WWU Lösungen suchte und diskutierte.
Dessen Direktor Prof. Dr. Nils Neuber erläuterte dabei die große Bedeutung von Sport gerade im Kinder- und Jugendbereich. „Sport ist mehr als Bewegung“, so Neuber. Schließlich würden dabei nicht nur motorische Fähigkeiten ausgebildet, sondern auch soziale Kompetenz, das Selbstwertgefühl sowie die körperliche Entwicklung gefördert. Neubers Studien belegen die negativen Auswirkungen fehlender Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in Lockdown-Zeiten: Die motorischen Fähigkeiten hätten dadurch gerade in sozial schwächer gestellten Familien abgenommen. Dem müsse mit verlässlichen Angeboten in Kita, Schule und in Vereinen begegnet werden. Dazu müssten einerseits die nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen, um Kooperationen zu ermöglichen, und auch die Qualität etwa der Lehrer*innenausbildung verbessert werden. Denn noch immer gäbe es Grundschulen ohne Sportlehrer*innen, so Neuber.
Unter der Moderation von Oli Harbring entspann sich eine angeregte Diskussion, an der sich auch das Plenum rege beteiligte. Ratsmitglied Leon Herbstmann, Thomas Michel (Sportdezernent der Bezirksregierung) sowie Julian Lagemann (stellvertretender Vorsitzender der Sportjugend NRW) machten dabei wenig Hoffnung auf schnelle Lösungen. Einerseits seien Entscheidungswege in Politik und Verwaltung zumeist lang, andererseits würden nötige Ressourcen wie Schwimmbäder, Sporthallen und Anleitende nicht ausreichend zur Verfügung stehen oder oftmals für andere Zwecke genutzt.
Alle Protagonist:innen und das Plenum waren sich einig, dass vor allem in der engen Kooperation zwischen den Akteuren der Politik, der Verwaltung, der Wissenschaft und dem organisierten Sport eine gute Chance für eine Lösung der anstehenden Herausforderungen liegt. Und so war das Team des SSB Münster und seiner Sportjugend als Mitorganisatoren der Podiumsdiskussion am Ende der Veranstaltung auch zufrieden. „Wir packen das an! Jede*r zieht an seinem oder ihrem sprichwörtlichen Faden und dann werden wir den großen Knoten schon entwirren“ so Thomas Lammers (Jugendbildungsreferent im SSB Münster) am Ende der Veranstaltung.
Danach gab es von Karl-Heinz Kötterheinrich, dem Vorsitzenden des Segelclub Hansa, noch eine „Hausaufgabe“ für die Veranstalter. Er zeigte sich sehr angetan und regte eine Fortsetzung an, um das Thema weiter diskutieren zu können.