Seiner Zeit voraus ist der Stadtsportbund Münster. Denn der Verein der münsterischen Vereine feierte bereits jetzt im Mai seinen 100. Geburtstag im Festsaal des Rathauses – rund drei Monate vor dem eigentlichen Termin am 11. August. Den rund 160 Gästen aus Vereinen, Verbänden, Institutionen, Politik und Verwaltung war es gleich – sie gratulierten dem “Geburtstagskind” herzlich. Und nutzten die Gelegenheit des lockeren Empfangs vorm eigentlichen Festakt gern und intensiv zum regen Austausch.
Moderator Matthias Menne führte im feierlichen Teil der Geburtstagsfeier souverän durch das Programm – und sorgte in seiner aus Radio Antenne Münster bekannten Rolle als “Nörgler” für launige Zwischenrufe. In drei Beiträgen beschäftige er sich mit dem Sport in Münster, scheute sich dabei nicht, mit Wortwitz kenntnisreich und humorvoll auch strittige Themen aufzugreifen. Für den musikalischen Rahmen sorgte im Festsaal des Rathauses die Bigband “Big Noise” des Kardinal-von Galen-Gymnasiums unter der Leitung von Andreas Klomfaß.
“Es ist alles andere als Zufall”, so Michael Schmitz, der Vorsitzende des Stadtsportbundes Münster (SSB) in seiner Begrüßungs- und Festrede, dass man 2019 auf 100 Jahre SSB zurückblicken könne: “Denn der Ursprungsgedanke, das Fundament, auf dem unser Verein entstanden ist, trägt auch heute noch: Es ging den Gründungsvätern ebenso wie allen Vorständen nach ihnen darum, die Interessen des organisierten Sports in der Stadt Münster zu bündeln: 200 Sportvereine, vom Einspartenclub bis zum Stadtteilverein, alle unter einem Dach und alle mit möglichst einer Stimme – es gibt kein ich in diesem wir”, zitierte Schmitz aus dem Hit der Fantastischen Vier zur Fußball-WM.
Im Weiteren erläuterte der SSB-Vorsitzende, welchen Handlungsfeldern sich ein sich wandelnder Stadtsportbund in den kommenden Jahren verstärkt widmen müsse: Dabei steht der Service für die Mitgliedsvereine an erster Stelle. Letztlich müsse der SSB seinen Vereinen immer einen Schritt voraussein, wenn er sie in eine erfolgreiche Zukunft begleiten wolle und dürfe sich nicht von den Clubs abkoppeln: “Denn der SSB ist für seine Vereine da, und nicht umgekehrt.” Aber auch bei der Stadtplanung müsse der Sport immer mitgedacht werden. Insbesondere dankte Schmitz seinem Vorgänger Jochen Temme für sein unermüdliches Engagement: “Vieles, was Du als Vorsitzender für diesen Verein geleistet hast, bis in das Tagesgeschäft und die Büroorganisation hinein, das hat mehr Kraft gekostet, als man von außen immer sehen konnte. Dafür sind wir Dir außerordentlich dankbar.”
Mit Blick auf die vom Vorstand festgestellten Unregelmäßigkeiten in Abrechnungen aus den Jahren 2007 bis 2018, stellte Schmitz klar: “Der neue Vorstand war darin nicht involviert. Er ist jetzt aber, da er davon Kenntnis hat, bösgläubig und zum Handeln verpflichtet. Es kann und darf nicht unsere Maxime sein, diese Vorgänge unter den Teppich zu kehren. Denn: Die Grundregeln guter Verbandsführung sind für den amtierenden Vorstand des SSB nicht verhandelbar.” Wie das geschehen wird, machte Schmitz ebenfalls klar: “Erstens: Die Vorgänge lege artis aufzuarbeiten und zweitens darüber Transparenz herzustellen. Nur so können wir als SSB das Vertrauen in unseren Verein wieder zurückgewinnen. Wir tun dies nicht allein, sondern im engen Schulterschluss mit dem Vorstand des LSB und mit Experten aus dem Steuer- und Arbeitsbericht.”
Die Bedeutung des SSB hoben anschließend Walter Schneeloch, der Präsident des Landessportbundes NRW, und Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe hervor. Besonders erfreut zeigte sich Schneeloch über die in Münster hohe Zahl von Menschen, die in einem Sportverein aktiv sind: “der Organisationsgrad von rund 30 Prozent ist außerordentlich groß“. Als Geburtstagspräsent überreicht er eine Urkunde und einen Scheck über 500 Euro für die geleistete Arbeit der ehren- und hauptamtlich im SSB engagierten Menschen: “Sie dürfen sich feiern lassen”.
Die Bedeutung des SSB für Münsters Stadtgesellschaft hob auch Markus Lewe hervor. Der Sport sei hier ein wichtiges Bindeglied und ein hervorragender Identifikationsfaktor. „Der Sport steht auch für die Aufrechterhaltung von Wertesystemen“, betonte der OB: „Sportvereine sind immer auch soziokulturelle Zentren.“ Dabei zog er Parallelen zur Gründungszeit des SSB 1919 und den Verhältnissen kurz nach Ende des ersten Weltkriegs. „Heute ist vieles von damals wieder aktuell“, sagte er. „Wieder kommen Vereinfacher daher“, sprach er wachsenden Populismus an. Bemerkenswert sei, was der SSB in den vergangenen 100 Jahren geleistet habe, lobte der Oberbürgermeister Erreichtes und die handelnden Personen: “Jeder ist zu seiner Zeit der Richtige”.
In einer Gesprächsrunde erfuhren die Gäste zudem noch etwas über die umfangreichen Handlungsfelder und Projekte des SSB. Katrin Dette (Integration durch Sport), Simon Chrobak (Bewegt ÄLTER werden, Bewegt GESUND bleiben) und Thomas Lammers (NRW bewegt seine Kinder) vermittelten im Gespräch mit Moderator Matthias Menne einen Einblick in die Vielfalt des Angebotes.
Und ein weiters Präsent gab’s schließlich an diesem Festtag noch für ein weiteres Geburtstagskind: Für Christa Friemel, die seit 44 Jahren im SSB tätig ist und jetzt ihren 75. Geburtstag feierte.